TikTok, Snapchat und andere Hausaufgaben

Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Schulen St. Michael Zug AG startete das Kollegium St. Michael Zug am vergangenen Dienstag mit dem «BildungsTalk» eine neue öffentliche, kostenlose Veranstaltungsreihe. Den Auftakt bildete das Thema soziale Medien. Unter der Moderation von Nik Hartmann diskutierten Fachexperten über einen sicheren und gesunden Umgang damit. Rund 130 Personen nahmen an der Veranstaltung teil.

 

Die Medienerziehung ist eine anspruchsvolle Aufgabe

Den Auftakt der Veranstaltung bildeten zwei Inputreferate. Remo Zemp, Leiter Prävention der Zuger Polizei, lieferte eindrückliche Zahlen, Fakten und Interessantes über die Tricks der Appindustrie und beleuchtete die Vor- und Nachteile der sozialen Medien für Kinder und Jugendliche. Die Medienerziehung sei anspruchsvoll, so Remo Zemp, Verbote und Einschränkungen durch spezielle Software seien nicht die Lösung, und er zog Parallelen zur Verkehrserziehung. Hier seien sich die Eltern der Gefahren bewusst, und sie würden ihre Kinder darüber aufklären und ein korrektes Verhalten üben. Gleichermassen müsse dies mit der Medienerziehung geschehen. Nur sei dies wesentlich anstrengender und komplexer. Es führe aber kein Weg daran vorbei, die Kinder in diesem Bereich zu unterstützen. Seine Botschaft: «Ziehen Sie Grenzen, begleiten Sie ihr Kind, sprechen Sie über die Gefahren und zeigen Sie Interesse, auch wenn das Kind älter wird. Vergessen sie nie Ihre Vorbildfunktion. Reflektieren Sie Ihren eigenen Medienkonsum.»

 

Digitale Belohnungssysteme sind für Kinder problematisch

Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie und Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Psychiatrie, zeigte auf, welchen Einfluss die sozialen Medien und insbesondere die Belohnungssysteme der Appindustrie auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen haben können. Das Bild des süchtigen Gamers ist für ihn verfehlt. «Der gesunde Junge, der beim Gamen Spass hat, ist nicht das Problem. Es sind mehrheitlich die Inhalte der sozialen Medien, mit denen sich die Kinder und Jugendlichen, insbesondere die Mädchen, vergleichen. Die Medienabhängigkeit der Mädchen und die gesundheitlichen Folgen werden oft nicht wahrgenommen», sagt Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch. In seiner Klink werden zu 80 Prozent Mädchen stationär behandelt. Darüber hinaus seien Kinder und Jugendliche mit seelischen Störungen besonders empfänglich für das Internet und Belohnungssysteme. Die Ansprache im Internet sei direkter und personalisierter. Dies könne schnell zu Abhängigkeiten führen. Es sei problematisch, wenn Kinder für die Lösung ihrer Probleme nur noch das Internet zu Rate ziehen und Erfolge nicht im realen Leben, sondern über Belohnungssysteme sammeln, so Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch. Er empfiehlt, die Kinder ab einem Alter von ca. acht Jahren langsam und begleitet an die digitalen Medien heranzuführen. Im Teenageralter sei es oft zu spät, weil sich die Jugendlichen dann mehrheitlich an ihren Peergruppen orientieren.

Im Anschluss an die Referate folgte eine von Nik Hartman moderierte Gesprächsrunde mit den Experten und Björn Engeli, Geschäftsführer der Schulen St. Michael Zug AG und Rektor des Kollegiums St. Michael Zug. Die anwesenden Besucher*innen hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Nach dem offiziellen Teil gab es für alle Anwesenden einen Apéro.

 

Die Tipps der Experten für Eltern und Erziehungsberechtigte:

  • Die Medienerziehung ist anspruchsvoll. Ratgeber, Anlaufstellen und der Austausch mit Eltern und Lehrpersonen sind hilfreich.
  • Grenzen setzen, auf Gefahren hinweisen, interessiert bleiben und offen für Neues sein.
  • Vorbildrolle leben und den eigenen Medienkonsum reflektieren.
  • Neue Medien sollen als Werkzeug dienen, nicht als Lebensinhalt.
  • Digitale Belohnungssysteme sind für Kinder problematisch. 

 

Mit dem «BildungsTalk» will das Kollegium St. Michael Zug eine aktive Rolle in der öffentlichen Wissensvermittlung in den Bereichen Erziehung und Pädagogik übernehmen und den Austausch unter den Eltern und Interessierten fördern.

Der nächste «BildungsTalk» findet im Herbst 2023 statt.

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Weiterführende Informationen:

Geschäftsführer und Rektor Björn Engeli gibt gerne persönlich Auskunft. Telefon 041 727 12 10 oder bjoern.engeli@kollegium-stm.ch

 

Anlaufstellen und Links:

https://www.klicksafe.de/
https://www.schaugenau.ch/
http://www.jugendundmedien.ch/ – Jugend und Medien, Bern
https://www.skppsc.ch/de/themen/internet/ – Schweizerische Kriminalprävention, Bern
www.lups.ch – Luzerner Psychiatrie, Klinik St. Urban

 

Unter dieses Motto stellen die Schulen St. Michael Zug AG ihr Jubiläumsjahr – und zwar gleichermassen als Fazit der Vergangenheit wie auch als Versprechen für die Zukunft. Am Kollegium der Schulen St. Michael Zug AG engagieren sich auf allen Stufen professionelle Pädagoginnen und Pädagogen, die es verstehen, junge Menschen zu begeistern, ihre natürliche Freude an der Leistung zu wecken und sie zu Erfolgserlebnissen zu führen. Damit ermöglichen die Pädagoginnen und Pädagogen ihnen ein sicheres Weiterkommen.

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